VORWORT: Diese mehrteilige Fotoserie wurde vor einigen Jahren für die Klasse 5 E der Christiane Herzog Realschule in Nagold erstellt. Zusammen mit der Biologielehrerin wollten wir den Mädchen und Jungen die Möglichkeit geben, die Entwicklung von Welpen vom Decktag bis zur Geburt, und dann die ersten 10 Wochen im Leben der Welpen mitzuerleben. Nachdem diese Fotogeschichte einige Zeit auf unserer Homepage veröffentlicht war, konnten wir feststellen, dass sie von etlichen Schulen, und Universitäten verlinkt wurde und viele Neuzüchter sich an dieser Geschichte orientierten. Deshalb haben wir diese Fotogeschichte überarbeitet und mit weiteren Informationen und noch mehr aussagefähigen Fotos erweitert. Im 1. Teil der Fotogeschichte rund um Entwicklung, Prägung, Aufzucht, Gesundheit und Pflege begleiten wir genannt Melba beim Decken, während der Trächtigkeit und der Geburt ihrer ersten Welpen. |
Das ist unser Havanesermädchen Melba (Wuslon's Nomeda). Als sie im Jahr 2004 läufig wird, steht für uns fest, dass sie das erste Mal Welpen bekommen soll. Als Mann haben wir für sie einen jungen Havaneserrüden ausgesucht, der im Saarland zu Hause ist. |
Sein Name ist Asti vom Dreiherrnstein, kurz Asti genannt. |
Wissenswertes rund um die Läufigkeit Wenn die Hündin läufig wird , merkt man das daran, dass ihre Vulva anschwillt und prall wird. Die Hündin hat am Anfang der Läufigkeit einen bräunlich - rötlichen -wässrigen Ausfluss, der nach einigen Tagen hellrot blutig wird. In dieser Zeit, wenn die Vulva richtig fest geschwollen ist, lässt sich die Hündin noch nicht decken. Sie verkündet beim Spazierengehen durch häufiges Setzen von Duftmarken aber schon mal allen Rüden der Umgebung:"Hey Jungs! Ich bin läufig! Schaut doch mal vorbei! Bald suche ich einen geeigneten Vater für meine Welpen!" In Gegenden in denen viele Hunde unbeaufsichtig herumlaufen können, kann es sein, dass man in dieser Zeit plötzlich fremde Rüden vor der Haustür oder im Garten sitzen hat. Auch beim Spaziergang ist bereits Vorsicht geboten. Diese Phase wird als Proöstrus, Vorbrunst oder Vorhitze bezeichtnet. Sie dauert in der Regel ca. 9 -12 Tage. |
Als bei Melba alle äußeren Zeichen dafür sprachen, dass sie sich decken lassen würde und auch unser eigener Rüde Scotty anfing mit den Zähnen zu klappern (das machte er immer, wenn es Zeit zum Decken bei einer Hündin war), fuhren wir zu Asti. |
Wenn die Blutung wieder hell- wässrig- rosa und die Vulva wieder weicher und kleiner wird ist die Hündin ein paar Tage paarungsbereit. Das heißt, sie wird einen Rüden nicht mehr durch Beißen abwehren und die Paarung zulassen. Zeichen dafür sind, dass sie sich dem Rüden anbietet, bei Begattungsversuchen stehen bleibt, dabei die Rute zur Seite legt, den Rücken durchdrückt und die Vulva bei Berührung hochgezogen wird. Die meisten Hündinnen lassen sich zwischen dem 10. und 15. Läufigkeitstag decken. Manche sind schon am 8. Tag so weit und andere lassen sich auch noch am 18. Tag decken. Da der ideale Deckzeitpunkt von Hündin zu Hündin verschieden ist und manchmal auch von Läufigkeit zu Läufigkeit variiert, muss man die Hündin in dieser Zeit besonders gut beobachten, damit es nicht zu ungewolltem Hundenachwuchs kommt oder dass man nicht den richtigen Deckzeitpunkt verpasst. Die Zeit in der eine Hündin paarungsbereit ist wird als Östrus, Brunst oder Standhitze bezeichnet, sie dauert ca. 5 bis 9 Tage. In dieser Zeit entstehen befruchtungsfähige Eizellen und es erfolgt der Eisprung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten den richtigen Deckzeitpunkt zu ermitteln: - Beobachtung des Verhaltens (s.o.) der Hündin, - Veränderung der Vulva (abschwellen, weich, wässriger heller Ausfluss) Duldungsreflex. Wer einen erfahrenen Rüden hat und sein Verhalten gut kennt und einschätzen kann, der kann auch am Verhalten des Rüden erkennen wann der richtige Deckzeitpunkt ist. Ansonsten kann der Tierarzt den richtigen Deckzeitpunkt bestimmen. Dazu gibt es folgende Möglichkeiten: - Vaginalendoskopie (Untersuchung der Vaginalwand) - Scheidenabstrich (Untersuchung der Vaginalzellen) - Progesterontest (Blutentnahme) |
Da sich beide Hunde noch nie gesehen haben, war es erst einmal sehr spannend, ob sich die beiden Hunde überhaupt mögen würden. Denn auch wenn Hündinnen und die Rüden in der Zeit der Läufigkeit sehr triebgesteuert sind, gibt es trotzdem immer wieder Hündinnen oder Rüden, die den ihnen zugedachten Partner ablehnen. - Egal wie gut er riecht oder aussieht und egal wie sehr die Hündin läufig ist. Wenn das der Fall ist, kann man unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. |
Aber wie man sieht: Die beiden Hunde finden sich gegenseitig ganz toll und es dauert nicht sehr lange bis Asti Melba deckt. Die beiden Hunde machen das wie aus dem Lehrbuch: Erst flirten und spielen sie miteinander. Nach ein paar Versuchen deckt er sie und sie hängen danach eng miteinander verbunden fast zwanzig Minuten - Po an Po stehend, bis sie sich wieder trennen können. Nach einem Kaffee mit Asti`s Frauchen geht es dann wieder nach Hause. |
Eine Besonderheit bei der Paarung von Hunden ist das sogenannte Hängen. Wenn der Rüde die Hündin bestiegen hat und mit schnellen Beckenstößen in die Hündin eingedrungen ist, wird dadurch (in der Regel) ein reflektorischer Spasmus des Vaginalschließmuskels der Hündin ausgelöst. Das bewirkt, dass der Penis und die Schwellkörper des Rüden für eine Zeit von 5 bis 60 Minuten nicht mehr aus der Hündin herausgleiten können. (meistens zwischen 5 und 20 Minuten) Somit wird sicher gestellt, dass die in drei Stufen verlaufende Ejakulation innerhalb der Hündin abläuft und somit eine größtmögliche Befruchtungswahrscheinlichkeit besteht. Die Ejakulation beginnt mit dem klaren, wässrigen Vorsekret aus Prostataflüssigkeit (oft schon bevor der Rüde wirklich trifft, erleichtert das Eindringen), gefolgt von dem weißen, spermienreichen Hauptsekret, das während des eigentlichen Deckaktes erfolgt und endet mit der Abgabe des Nachsekrets, (das aus Prostataflüssigkeit besteht und dem Transport der Samenzellen in die Gebärmutter dient). Nach der Abgabe des Hauptsekrets steigt der Rüde von der Hündin ab, dreht sich um 180 Grad ab, so dass die Hunde mit den Köpfen in die entgegengesetzte Richtung - Hinterteil an Hinterteil hängend - stehen.Das Hängen darf unter keinen Umständen gewaltsam beendet werden (egal wie lange es dauert) , da es sonst zu schlimmen Verletzungen bei Rüde und Hündin führen kann. Es ist sinnvoll den Rüden und die Hündin zu halten sobald sie "hängen" um zu verhindern, dass sie versuchen sich voneinander loszureißen. Es gibt viele Hündinnen, die sich beim Anschwellen der Schwellkörper oder sobald sie das Gefühl haben durch den Vaginalspasmus festgehalten zu werden, auf den Boden werfen, sich rollen oder wegziehen. Dabei kommt es leicht zu Verletzungen, sowohl bei der Hündin als auch beim Rüden. |
Sobald sich der Vaginalspasmus löst und sich die Hunde voneinander lösen, schwellen auch die Schwellkörper und der Penis schnell wieder ab und werden wieder komplett in die Vorhaut eingezogen. Der Züchter muss unbedingt nach jedem Deckakt kontrollieren ob das problemlos geklappt hat oder ob der Rüde Hilfe benötigt. Bleibt die Eichel zu lange außerhalb, oder sind bei Langhaarhunden Haare unter die Vorhaut gezogen worden oder haben sich Haare um den Penis gewickelt, kann es zu Verletzungen, Stauungen, Einschnürungen und/oder Entzündungen kommen. |
Danach beginnt die spannende Zeit des Wartens. Bekommt Melba Welpen oder nicht........? In den ersten drei Wochen der Trächtigkeit verändern sich die Hündinnen noch nicht sehr. Manche werden etwas ruhiger, manchen ist häufiger schlecht und sie müssen sich übergeben und manche sind etwas mäkelig mit ihrem Futter. |
Ich kann meinen Hündinnen oft am Ausdruck ihrer Augen ansehen, ob sie Kinder bekommen oder nicht. Sie bekommen so einen weichen, verklärten Blick und dann weiß ich: Aha, es hat geklappt. Wir dürfen uns mit ihnen auf Hundekinder freuen! |
Nach drei Wochen werden Melba`s Zitzen rosiger und größer. Das kann ein Zeichen dafür sein, dass Welpen unterwegs sind. Fühestens ab dem 18. Tag (zuverlässiger aber um den 30. Trächtigkeitstag) nach der Befruchtung kann man mit Ultraschall beim Tierarzt nachschauen, ob die Hündin tragend ist. Eine sichere Voraussage wie viele Welpen erwartet werden ist aber erfahrungsgemäss nicht wirklich möglich.(bis ca. zum 30. Tag können die Föten auch noch resorbiert, also aufgelöst werden). Schon kurz nach dem Decken werden viele Hündinnen anschmiegsamer und schonen sich. Manche müssen sich in den ersten Wochen nach dem Decken auch immer mal wieder übergeben. Ungefähr in der vierten bis fünften Woche kommt bei vielen Hündinnen eine Phase in der sie fast nichts fressen mögen. Sie mäkeln am normalen Futter rum und nehmen oft nur noch Leckerchen oder besondere Futtersorten an (das dauert meist ein bis zwei Wochen und ist für mich eigentlich immer ein sicheres Zeichen, dass Welpen unterwegs sind). Ab der fünften Woche rundet sich der Bauch, die Hündin zeigt oft einen glasigen, schleimigen Ausfluss an der Vulva. |
So sehen Welpen auf einem Ultraschallbild nach nicht ganz vier Wochen Trächtigkeit aus. Auf diesem Bild sieht man oben links ein Fruchthülle mit einem Welpen. Rechts kann man einen zweiten Welpen vermuten. Die ganze Fruchtblase misst gerade mal 2,5 cm. |
Man muss schon die Erfahrung eines Tierarztes haben um etwas darauf zu erkennen. Ich finde diese kleinen Wesen könnten genauso gut auch Katzen, Hamster, Dinosaurier oder Aliens werden, dass es kleine Hunde sind, kann man als Laie erst viel später erkennen.
Die Trächtigkeitsfesstellung ist möglich durch:
Ultraschalluntersuchung (frühestens ab dem 18. TT, besser bis zum 30. TT) Abtasten der Hündin (die Fruchtampullen sind zwischen dem 21. und 30. TT als kleine Kügelchen vom tierarzt ertastbar.) Relaxinbestimmung ab dem 24./25. TT. Röntgen (erst sinnvoll und vertretbar ab dem 45./50. TT, wenn das Skelett verknöchert ist.) |
Auf diesem Foto ist Melba schon 8 Wochen tragend. Ihr dickes Bäuchlein ist ihr schon recht hinderlich. Wenn man ihr liebevoll den gespannten Bauch streichelt, geniesst sie es sehr. Ab dem Ende der 7. Trächtigkeitswoche kann man die Bewegungen der Welpen spüren, wenn man die Hand ganz leicht auf den Bauch der Hündin legt. Bis zur Geburt werden die Bewegungen laufend kräftiger und man kann sie kurz vor der erwarteten Geburt auch deutlich sehen, wenn die Hündin entspannt liegt. |
Wenn die Geburt kurz bevor steht, schneide ich der werdenden Mutter die Haare am Bauch kurz, damit die Welpen die Zitzen besser finden und sich nicht in den langen Haaren verwickeln. Man sieht deutlich die groß gewordenen rosigen Zitzen und den prallen Bauch. Nun kann es nicht mehr lange dauern bis zur Geburt. |
Hündinnen haben eine Tragzeit von 59 bis 63 Tagen. |
In dieser Zeit haben die Hündinnen Vorwehen. Sie fühlen sich unwohl, rennen ständig umher, graben in ihren Hundekörben, auf Decken, auf dem Teppich, sogar auf blankem Fußboden buddeln sie oft als wenn sie ein Lager für ihre Kinder graben müssten. |
Sie sind sehr unruhig und hecheln sehr stark. Manche jammern auch gelegentlich, wenn die Welpen zu sehr treten oder der Bauch weh tut. Viele Hündinnen verweigern auch kurz vor der Geburt die Futteraufnahme und gehen öfter in den Garten um sich komplett zu entleeren.
Geburten sind sehr intime Momente im Leben einer Hündin und alle unsere Hündinnen haben bis auf ganz wenige Ausnahmen immer gewartet, bis mein Mann und meine beiden Jungens, entweder außer Haus oder im Bett waren, um ihre Kinder zu bekommen. Daher bin ich mittlerweile dran gewöhnt, dass unsere Welpen immer erst nach Mitternacht , meist in den frühen Morgenstunden, auf die Welt kommen. Wir haben in unserer Anfangszeit ein paar mal versucht, "werdenden Züchtern" die Möglichkeit zu geben, eine Geburt direkt mitzuerleben, aber die Hündinnen brachen in jedes Mal die Geburt ab, um so lange zu warten, bis der ihnen - in dieser Situation - sehr unerwünschte Besuch wieder weg war, um dann prompt mit der Geburt fortzufahren. Erst wenn die Geburt in der Phase der Presswehen ist und nach Möglichkeit der erste Welpe da ist, werden Zuschauer notgedrungen toleriert und die Geburt nimmt trotz Besuchern ihren Lauf. Glücklich sind die Hündinnen darüber aber überhaupt nicht. In den vielen Jahren seit ich züchte und auch als Zuchtwart habe ich die Beobachtung gemacht, dass Züchter, die Zuschauer (egal ob Familie oder Freunde oder Bekannte) bei der Geburt mit dabei haben, wesentlich häufiger Kaiserschnitte bei ihren Hündinnen haben. (Vielleicht sind manche Kaiserschnitte die Folge davon, dass die Hündinnen die Geburt verzögern wenn sie sich gestört fühlen?) |
Bei Melba zeigt das Digitalthermometer am Montagmorgen, den 8. März ( 62. Trächtigkeitstag) dass die Temperatur ihren Tiefstand von 36,9 Grad erreicht hatte. Die Wurfkiste ist vorbereitet, das Zimmer schön warm beheizt, Handtücher, Waage und alles Notwendige stehen schon seit Tagen bereit. Nun kann es losgehen! |
Melba zeigt lehrbuchmäßig alle typischen Anzeichen einer bevorstehenden Geburt. Sie gräbt wie ein Weltmeister in allen Hundekörben, wandert ständig umher, ist mit nichts zufrieden, geht ständig in den Garten um sich zu entleeren, hechelt vor sich hin und fühlt sich sichtlich unwohl. Fressen mochte sie auch nichts mehr. Die Presswehen setzen aber erst kurz nach Mitternacht, am 9.3. ein (63. Trächtigkeitstag). |
Melba - kurz vor einer Presswehe - in ihrer gründlich umgegrabenen Wurfkiste. Sie legt sich absichtlich so, dass sie sich an den Kistenwänden abdrücken kann. Das gibt ihr Halt. |
Der Rücken zieht sich während der Wehen zusammen, wird rund, der Bauch wird ganz hart und dann presst die Hündin. Es braucht einige Wehen, bis die Welpen ihren Weg geschafft haben. |
Am Beginn der Presswehen sind die Abstände zwischen den Wehen noch sehr groß und auch oft noch nicht sehr kräftig (20 Minuten), aber dann werden die Abstände kurz vor dem Austritt des Welpen immer kürzer und stärker und dann... |
sieht man eine durchsichtige, mit Fruchtwasser gefüllte Fruchtblase. |
Mit jeder Wehe erscheint sie mehr. Wenn man genau hinsieht, kann man eine kleine Pfote mit weißen Krallen erkennen |
Melba's Erstgeborener kommt in Steißlage. Das heißt, er kommt mit dem Hinterteil zuerst auf die Welt. Das ist bei Hunden nichts Ungewöhnliches und bereitet im Normalfall auch keinerlei Schwierigkeiten. Bei Hunderassen mit extrem großen Köpfen (z.B. Englische Bulldoggen oder Möpsen), kann das aber manchmal ein Problem sein, da dann die Köpfchen stecken bleiben. |
Jetzt ist der Kleine mit den Hinterbeinchen und dem Bauch geboren. Vorderbeine und Kopf sind noch unterwegs |
Hier sieht man, wie der Welpe jetzt "mithilft", indem er sich dreht und windet. Seine Bewegungen regen die Wehentätigkeit an. |
Jetzt sind die Hinterbeine, der Körper und die Vorderbeine da. |
Geschafft! Es ist 0.45 Uhr als Melbas Erstgeborener, ein kleiner Rüde auf die Welt kommt. Nachdem er abgenabelt und trockengerieben ist, kommt er auf die Digitalwaage. Er wiegt stolze 200g. |
Der zweite Welpe wird ebenfalls mit den Hinterbeinen zuerst geboren. |
Hier sieht man sehr gut die feinen Adern, mit denen die Fruchtblase durchzogen ist. |
Er kommt um 1.45 Uhr auf die Welt.
Die Fruchtblase und die Nabelschnur sind immer noch mit der noch nicht geborenen Nachgeburt verbunden. Die Fruchthülle ist noch intakt. (Baby draußen, Nachgeburt drinnen) Nun gilt es, den Zug auf die Bauchdecke des Welpen so gering wie möglich zu halten bis die Nachgeburt geboren wird, denn sonst droht ein Nabelbruch. |
Die Nachgeburt ist auch da.
( Es ist sinnvoll während der Geburt Aufzeichnungen über Geburtszeitpunkt, Geschlecht, Farbe und Gewicht des Welpen zu machen. Ebenso sollte man sich auch notieren ob die Nachgeburt da ist, ob und wenn - welche Besonderheiten es bei der Geburt gab, ebenso Probleme beim Abnabeln oder mit der Atmung, ob viel Fruchtwasser in der Lunge war, ob der Welpe vital ist, klar schreien kann und ob er bei der Mutter trinkt und einen guten Saugreflex hat.) |
Melba hat die Fruchthülle geöffnet und die Fruchthülle aufgeleckt. Der Welpe atmet . Noch ist er durch die Nabelschnur mit der Nachgeburt verbunden. Dieses "Versorgungspaket" hat den Welpen während der Schwangerschaft ernährt. Erfahrene Hundemütter kauen die Nabelschnur ein paar Zentimeter vom Bäuchlein des Welpen ab und fressen dann die Nachgeburt. |
Das hört sich eklig an, ist aber notwendig, da in der Nachgeburt (auch Plazenta genannt) viele wertvolle Stoffe enthalten sind, unter anderem auch ein Stoff, der die Wehentätigkeit wieder anregt.. Daher sollte man die Hündin gewähren lassen, wenn sie die Nachgeburten fressen will. In freier Wildbahn dient dieses Verhalten auch dazu, um das Wurflager sauber und geruchsfrei zu halten. Zu schnell würden durch die Verwesung der Nachgeburten die Welpen in größte Gefahr kommen. Melba kann dieser Aktion zunächst noch nichts abgewinnen. Sie beginnt erst bei ihrem dritten Welpen mit dem Fressen der Nachgeburten. Es will eben alles erst gelernt werden |
Wenn die Mutter die Nabelschnur nicht selber abnabelt, muss die Nabelschnur vom Züchter durchtrennt werden. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten. Die wohl am häufigsten angewandte Methode ist, die Nabelschnur mit einem sterilen Bindfaden ungefähr 2 bis 3 cm von der Bauchdecke entfernt abzubinden und dann ca.1 cm vor der Abbindestelle (also 3 bis 4 cm vom Welpenbauch weg) mit einer sterilen Schere durchzuschneiden. Statt dem Bindfaden wird auch gerne eine Nabelklemme verwendet um ein Bluten zu verhindern. Ich habe als Zuchtwart die Beobachtung gemacht, dass es bei Züchtern die diese Variante bevorzugen ungewöhnlich oft zu Nabelbrüchen kommt. Das hat auch durchaus einen Grund, denn wenn der Welpe mit der sperrigen Nabelklemme auf dem Weg zu den Zitzen herumrobbt, muss er das Gewicht der Klemme hinterherschleppen und dadurch wird unerwünschter Zug auf den Ansatz der Nabelschnur an der Bauchdecke ausgeübt. Folge davon sind später in Erscheinung tretende Nabelbrüche. (die merkt man erst mit ungefähr fünf bis sechs Wochen wenn die Welpen selber fressen und sich stärker bewegen) Eine andere Variante ist, die Nabelschnur mit der linken Hand am Welpen zu halten damit kein Zug auf die Bauchdecke entsteht (dabei wird in dem Bereich die Nabelschnur leicht zusammengedrückt und die Durchblutung zur Nachgeburt unterbrochen) und mit den Fingernägeln der rechten Hand die Nabelschnur zu fixieren um dann mit leichtem Zug die Nabelschnur dort zu trennen an der sie deutlich dünner wird. Das Abkneifen und Abdrücken entspricht dem Abnabeln durch die Zähne der Mutter am ehesten, denn dadurch wird die Nabelschnur nicht glatt durchtrennt wie mit einer Schere, sondern erst einmal etwas gequetscht und dadurch eine Blutung verhindert. Diese Methode ist, wenn man als Geburtshelfer alleine mit der Mutter ist, auch die Einfachste, denn es ist bei aktiven Welpen oft schwer den strampelnden Welpen mit einer Hand sicher zu halten und mit der anderen Hand eine Schlinge und einen Knoten zum Abbinden der Nabelschnur zu machen. So sieht ein frisch abgenabelter Welpe aus. Deutlich sieht man hier den dicken Ansatz der Nabelschnur direkt an der Bauchdecke und die verschiedenen dünnen Gefässe die den Welpen mit der Nachgeburt verbunden haben |
Ein paar Stunden später ist der Nabel eingetrocknet und sieht aus wie ein abgebranntes Streichholz.
Sobald der Welpe abgenabelt ist, muss die Atmung überprüft und gegebenenfalls die Lungen freigemacht und die Atmung angeregt werden. |
Mit einem (nicht weichgespülten) rauen Handtuch wird zuerst das Wasser vor der Nase abgetupft und dann der Welpe damit abgerieben, um nicht zu sagen trockengeschrubbert. Dabei geht es in erster Linie nicht darum ihn zu trocknen, sondern seinen Kreislauf und die Atmung anzuregen. Natürlich muss so ein kleines Wesen vorsichtig behandelt werden.Trotzdem sollte man nicht zu zaghaft vorgehen, durch diese etwas rau erscheinende Behandlung beginnt der Welpe in der Regel zu schreien. Das ist gut so, denn nur wenn er klar und ohne gurgelnde Geräusche laut und kräftig schreit ist die Lunge frei und man kann ihn seiner Mutter vorstellen und ihn an die Zitzen anlegen. |
Oft haben Welpen aber noch Fruchtwasser in der Lunge. Das hört man deutlich an einem leisen rasselnden oder pfeifenden Geräusch oder auch an schwachem, dünnem, nicht klaren Schreien. Durch vorsichtiges Ausschwenken des Welpen (von oben nach unten) wird Druck auf die Lunge ausgeübt und das Fruchtwasser aus der Lunge gedrückt. |
ABER VORSICHT! Der, noch vom Fruchtwasser nasse Welpe muss dabei gut und sicher gehalten werden. Das Köpfchen wird dabei von einem Finger gestützt. Eventuell den nassen Welpen dabei für besseren Halt in ein kleines Gästehandtuch wickeln. |
Der nächste Welpe ist unterwegs. Deutlich sieht man, wie sehr sich die Vulva fast schlauchförmig dehnen muss um den Welpen austreten zu lassen. |
Das dritte Hundkind kommt mit dem Kopf zuerst. |
Geschafft! |
2.10 Uhr: Unser drittes Hundekind ist da. Wieder ein Rüde, er wiegt 180 g. Nachdem Melba ihn abgenabelt hat, er sauber und ohne Nebengeräusche atmet wird der junge Mann erst einmal an eine freie Zitze "angedockt". |
Hier noch einmal die Nachgeburt: |
Baby Nummer 4 kommt um 2.30 Uhr. Wieder ein kleiner Rüde. |
Auch wenn dieser kleine Hund fast nackt aussieht: er hat schon ein kurzes Fell. Nur die Öhrchen, die Region um das Schnäuzchen und die Pfötchen sind noch fast unbehaart. Deutlich sieht man hier die noch abgerundeten, weichen Krallen des neugeborenen Welpen. (Schon wenige Tage nach der Geburt werden sie sehr spitz und hart.) |
Alle Welpen kommen mit geschlossenen Augen und Ohren auf die Welt. Das heißt, sie sehen und hören noch nichts. Auch wenn sie wollten, könnten sie weder die Augen noch die Ohren öffnen - sie sind noch zugewachsen und öffnen sich erst nach ca.10 bis 14 Tagen. |
Um 2.15 Uhr kommt das einzige Hundemädchen mit einem Gewicht von 181 g zur Welt. |
Hier sieht man, dass die Nabelschnur hinter dem Ansatz am Bauch aus mehreren feinen Strängen besteht. |
Melba hat es endlich geschafft. Sie hat 5 Hundekindern das Leben geschenkt. Nun sind vier Rüden und eine Hündin auf der Suche nach der besten Zitze. Die erste Milch, die die Hündin in den ersten Stunden nach der Geburt produziert, nennt man Kolostralmilch. In ihr sind Abwehrstoffe enthalten, die an die Welpen zur passiven Immunisierung gegen Krankheiten abgegeben werden. Der Darm des Welpen ist nur in den ersten 24 Stunden nach der Geburt in der Lage diese Abwehrstoffe aufzunehmen und in den Blutkreislauf weiterzugeben. Daher ist es wichtig, dass die Welpen möglichst bald nach der Geburt bei ihrer Mutter zu trinken beginnen. |
Alle werden von der Hündin gründlich sauber geleckt. Das Bäuchlein und der Po werden dadurch massiert und die Verdauung kommt in Gang. Dabei wird kurz nach der Geburt das sogenannte Darmpech ausgeschieden (ziemlich fester, dunkler Kot). |
Die Hündin leckt in den ersten Wochen alle Ausscheidungen ihrer Welpen auf um die Kinderstube sauber zu halten. In den ersten Tagen können die Welpen nur dann ein Pfützchen oder Häufchen machen, wenn sie von der Mutter durch Lecken in der Analgegend und am Bauch dazu animiert werden. |
Das sind unsere Hundekinder am Abend ihres ersten Lebenstages.(9.3.2004) Die feinen schwarzen, dünnen "Fäden" die man rechts und links sehen kann, sind die eingetrockneten Reste der Nabelschnüre. Sie können jetzt auf 1- 2 cm gekürzt werden. |
Welpen mit hellem Fell kommen meistens mit unpigmentierten Nasen und Lidrändern auf die Welt. Erst im Laufe der nächsten Tage und Wochen werden die Nasen dann Pünktchen für Pünktchen dunkler. Bei manchen Welpen kann das Wochen dauern, bei manchen Welpen sieht man schon nach wenigen Tagen die dunklen Pünktchen sprießen. |
Jedes Mal, wenn ein Lebewesen, welcher Gattung auch immer, heil und gesund an allen Gliedern auf diese Welt kommt, ist es ein neues kleines Wunder, jedes Geschöpf ist einzigartig - ein ganz großes Geschenk, dessen wir uns stets bewusst sein sollten. Danke an dich kleine Melba, für deine Geduld mit mir und der störenden Kamera, die mit ihren Fotos auch anderen Menschen erlaubt, an diesem Wunder teilzuhaben. |